HTBLA Traun

Informationstechnologie

Worauf du dich verlassen kannst

27. März 2020

Worauf du dich verlassen kannst?


Viele Gedanken und Gefühle begleiten mich dieser Tage und nun ist es an der Zeit für einen kleinen MUT-Ausbruch:


Aus Gründen, die für mich nicht nachvollziehbar sind, die ich auch nicht (mehr) hinterfrage, bin ich seit meiner Kindheit mit sehr viel positiver Energie, Optimismus, einer gehörigen Portion Naivität und dem unzerstörbaren Glauben daran, dass das GUTE ENDE in jeder noch so schwierigen Situation immer eine Chance hat, gesegnet. Mein ganzes Leben lang hat sich gezeigt, dass ich immer dann, wenn ich auf meine innere Stimme, mein Bauchgefühl, meine Intuition hörte, durchaus sehr gut in der Lage war, die für den Moment oder auch für längere Zeit richtigen Entscheidungen zu treffen. Natürlich habe ich auch so etwas wie Verstand, Hausverstand oder sogar Intelligenz mitbekommen, aber das alleine hätte mich in vielen Situationen sicher nicht das Richtige tun lassen, mir nicht den Mut gegeben, MEINEN Weg zu gehen!


Als Lehrerin und vor allem auch als Schulleiterin hatte ich in den vergangenen Jahren sehr oft die Möglichkeit, aus meinem reichen Erfahrungsfundus meiner eigenen Schulzeit zu schöpfen:

Ich war eine sehr stolze und neugierige Schulanfängerin und so glücklich, als ich endlich auch in die Volksschule gehen durfte, und nicht mehr nur dann, wenn mein älterer Bruder wieder einmal sein Turnsackerl oder die Jause daheim vergessen hatte. Das blieb meine gesamte Volksschulzeit so und zog sich auch noch in die Unterstufe des Gymnasiums hinein. Nach meinem Wechsel an die HAK Linz begann dann der schwierigere Weg für mich....... Ich musste kämpfen an vielen Fronten: Pubertät (no na net – trifft alle), die Erkenntnis, dass ich für die Wirtschaft, die Mathematik und vieles mehr einfach nicht wirklich „brenne“, und so beschäftigte mich beinahe täglich die Frage: Wozu muss ich das lernen, das brauche ich mein ganzes Leben nicht mehr? Zweifel an mir, meiner Intelligenz begleiteten mich, ABER: Was habe ich daraus gelernt? – Quer denken, mich wieder auf mein Bauchgefühl verlassen, in mich hineinhören und - NIEMALS aufgeben! Niemand kennt mich so gut, wie ich – also sagte ich mir: Hör auf DEINE innere Stimme, lege einen sehr feinen Filter über die Dinge, die andere gerne in dich hineininterpretieren, reflektiere deine Entscheidungen und lass dir von niemandem deine Träume nehmen!


Viele Jahre später sitze ich heute an meinem Schreibtisch, in meinem wunderschönen, lichtdurchfluteten Büro, in einem sehr schönen Schulgebäude und die Stille hier, die ich mir sonst an manchen Schultagen gewünscht hätte, die ist ein wahres Geschenk. Sie erdet mich – danke!


Niemand kann heute genau sagen, wie lange wir noch unter diesen außergewöhnlichen Bedingungen leben werden. Ich sehe es allerdings als gesichert an: NACH Corona wird sehr vieles ganz anders sein als VOR Corona. Die Frage ist: Was machen wir daraus?


Ich wünsche mir, dass gerade jetzt und dann, wenn wir versuchen werden, uns eine neue Alltags-Normalität – was immer das sein mag – zu schaffen, möglichst viele von uns sich darauf verlassen, was wir immer bei uns haben: Unser Bauchgefühl, unsere Intuition, unsere innere Stimme!


Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele „gegen den Strom“ zu schwimmen trauen, querdenken, anpacken!Ich wünsche mir, dass vor allem auch das System „Schule“, unser Bildungssystem und viele der darin Beschäftigten endlich aufwachen und sehen, wie vieles hier seit Jahren einfach in die völlig verkehrte Richtung gelaufen ist, aber auch endlich das schätzen, was wirklich gut funktioniert.

Ich bin zutiefst überzeugt davon – und dazu hätte ich diese Krisenzeit nicht gebraucht – dass das Wichtigste, das wir unseren Kindern, Jugendlichen mitgeben können, was wir unbedingt hegen und pflegen müssen, der Glaube daran ist, dass wir alles, was wir für ein sogenanntes „glückliches oder erfolgreiches“ Leben brauchen, in uns tragen. Wir sind quasi wandelnde Selbstbedienungsläden. Wir Erwachsenen können uns als Innenarchitekten hilfreich zeigen bei der Planung und später bei der Orientierung, wo man die Dinge, die man braucht, in uns vielleicht finden könnte!

Ich habe einen der schönsten Berufe der Welt. Danke all jenen (Lehrkräften, Sekretärinnen, Schulwarten, Eltern), die immer noch an meiner Seite in dieser Schulgemeinschaft arbeiten. Danke unseren Schülerinnen und Schülern, durch die ich tagtäglich gefordert werde, mich selbst zu hinterfragen, zu reflektieren, von denen ich (nicht nur im Bereich der IT) sehr viel lernen darf!


Kommt alle gesund durch die Krise, denn danach brauchen wir jede Einzelne, jeden Einzelnen mit ihren /seinen Besonderheiten – worauf du dich verlassen kannst!


Doris Riha

Traun, 27. März 2020